Im thüringischen Tanna stellt GEALAN Kunststoffprofile für Fenster und Türen her. Der eigentliche Produktionsprozess, die Extrusion, scheint auf den ersten Blick nichts mit Logistik zu tun zu haben. Doch der Bereich Logistik fungiert als Schaltzentrale, die viele Fäden zusammenführt. Geht in der Logistik etwas schief, läuft in der Produktion oder bei Kunden gar nichts.
Die Aufgaben der Logistik sind vielfältig und verantwortungsvoll und die Herausforderungen, denen sich die Logistik stellt, sind groß: Personalmangel, Rohstoffknappheit, Zulieferengpässe, Zeit- und Kostendruck, Entsorgung, Digitalisierung. 2024 nimmt GEALAN in Tanna ein beeindruckendes Hochregallager mit angeschlossener Kommissionier-Halle in Betrieb und investiert dafür rund 15 Millionen Euro. Der Komplex bietet nicht nur viel Platz; er macht die Arbeit in der Logistik einfacher und schneller und er schont Ressourcen.
Schiebt sich aus einer Extrusionsanlage sepiabraunes Fensterprofil, hat das die Logistik veranlasst. Liefert ein Lastzug 20 Tonnen Stahl-Stäbe für die Fensteraussteifung, registriert die Logistik den Vorgang. Vom Eingang der Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe bis zum Warenausgang ist die Logistik an jedem Arbeitsschritt beteiligt. „Ohne Logistik würde die Produktion laufen, aber sie würde ungeordnet laufen“, sagt Michael Steiniger aus der GEALAN-Logistik. „Wir schreiben Maschinenaufträge und verteilen sie auf 40 Extrusions- und 11 Kaschieranlagen. Wir planen Produktionsmengen, bündeln und verfolgen Aufträge und überwachen den Produktionsstatus. Wir liefern Profilstangen in die Kaschierung, die Kollegen dort veredeln sie mit Dekorfolien, dann übernehmen wir sie wieder.“ Neben Arbeitsvorbereitung, Produktionsplanung und Produktionssteuerung komplettiert die klassische Lagerlogistik das Kompetenzfeld: Übergabe von Kundenaufträgen ans Lager, Kommissionierung, Verpackung, Verladung, Versand. „Wir planen so, dass wir pünktlich liefern können. Manchmal versenden wir morgens Ware, die nachts produziert wurde. Die richtige Menge in optimaler Qualität zum richtigen Zeitpunkt – so verstehen wir Logistik. “
150 Frauen und Männer arbeiten in Tanna in der Logistik. 85 Prozent von ihnen kommissionieren oder transportieren Ware. 15 Prozent üben kaufmännische Berufe aus. Die Strategische Logistik legt fest, wann wieviel wovon produziert und eingelagert wird. Etwa ein Drittel der 34 000 Profilvarianten, die GEALAN anbietet, ist sofort lieferbar. Zwei Drittel werden auftragsbezogen extrudiert und mit Folie veredelt, wenn der Kunde das wünscht. Kurz gesagt: Der Standard ist auf Lager, Spezialitäten gibt’s auf Bestellung. Von seinem zentralen Logistikstandort liefert GEALAN in 40 Länder, bis nach Japan, Paraguay und Neuseeland. Der Weg der Ware zum Kunden führt durch ein logistisches Nadelöhr: Laderaum ist begehrt, Fahrer sind rar, die Straßen sind voll und jeder Kilometer kostet immer mehr Geld. Der Transportmarkt sei verrückt geworden und die Lage verschärfe sich weiter, sagt Steiniger. GEALAN und mehr als 50 Speditionen haben ein partnerschaftliches Netzwerk aufgebaut. Sie begegnen sich auf Augenhöhe und lösen Probleme gemeinsam. „Speditionen sollen Spaß an der Arbeit mit GEALAN haben, umgekehrt erwarten wir garantierte Transportkapazitäten. Uns ist klar, dass ein LKW nur profitabel ist, wenn er fährt. Also halten wir die Standzeiten kurz. Ein LKW soll auf unserem Gelände in weniger als zwei Stunden be- oder entladen sein und die Fahrer sollen sich bei uns wohlfühlen.“ Im Dialog mit Kunden und dem GEALAN-Vertrieb durchleuchtet und hinterfragt die GEALAN-Logistik gewohnte Lieferroutinen – aus Kostengründen, aber auch unter Aspekten der Nachhaltigkeit: Muss die Spedition eine Adresse wirklich dreimal pro Woche anfahren? Wären Regionallager sinnvoll? Müssen Lieferungen in 24 Stunden beim Kunden sein oder genügen 48 Stunden? „Mit etwas mehr Lieferzeit können wir besser planen, Lieferungen zusammenfassen, Laderaum optimal nutzen und doppelte Wege vermeiden. “
In der Logistik ist Flexibilität Pflicht. Kunden erwarten sie, Kunden lieben sie. Michael Steiniger: „Solange ein LKW auf unserem Hof steht, laden wir Profilcontainer auch noch last minute. Das ist nicht selbstverständlich.“ Erst Flaschen, dann Käse, dann Obst – ganz so individuell wie beim Einkauf im Supermarkt können GEALAN-Kunden ihre Lieferungen – noch – nicht packen lassen. Aber: „Auf Anfrage legen wir Hauptprofile und Zubehörprofile separat oder stellen Container objektweise zusammen. Die Wünsche werden immer komplexer und wir werden bald noch mehr erfüllen können. Allerdings achten wir auch auf die optimale Auslastung von Containern und Lastwagen.“ Für Fensterhersteller hat die Fertigung von Fenstern Priorität, nicht die Logistik. GEALAN denkt aber darüber nach, sie auch logistisch zu beraten – vor Ort oder von Tanna aus. Außerdem sollen Kunden in Zukunft Lieferstatus-Updates bekommen, vergleichbar mit der Sendungsverfolgung bei Paketdiensten. „Wer weiß, wann seine Lieferung ankommt, verschwendet seine Zeit nicht mit Warten. “
Zeit ist ein entscheidender Faktor in der Logistik. Einen bestimmten Container aus der Mitte eines gemischten Containerblocks herauszustapeln, kostet Zeit. Fahrten von Regal zu Regal beim Kommissionieren kosten Zeit. In GEALANs neuem Hochregallager greift die Technik auf jeden einzelnen Container direkt zu. Und die Container kommen zu den Kommissionierern, nicht mehr umgekehrt. „Wir gewinnen Platz und Effizienz“, sagt Stephan Siniawa aus dem GEALAN-Facilitymanagement. „Bisher mussten wir Ware mehrmals umschlagen, ehe sie verkauft wurde. Jetzt hat sie einen festen Lagerplatz und wird nur einmal bewegt – vor dem Versand. “
2019 hat GEALAN eine Machbarkeitsstudie für ein Hochregallager durchgeführt – mit dem Ziel, die Lagerkapazität zu erhöhen. Im Dezember 2021 stand das Konzept und im Frühling 2022 begann der Bau. Geschäftsführer und Bereichsleiter haben das Projekt einem vierköpfigen agilen Scrum-Team mit klarer Rollenverteilung anvertraut. Michael Steiniger: „Unser Austausch war intensiv – im Team und mit externen Partnern. Wir haben nicht starr an einem vordefinierten Ziel festgehalten, sondern immer wieder auf neue Anforderungen und veränderte Rahmenbedingungen reagiert, auf Preiserhöhungen oder Verzögerungen zum Beispiel. Zwischendurch hat es mal gekracht, aber wir haben gelernt, dass Agilität unser Team stärkt und das Projekt und das Unternehmen richtig gut voranbringt. “
Nach achtzehn Monaten Bauzeit stand das Hochregallager: ein riesiger Quader, der die anderen Gebäude im Gewerbegebiet Kapelle-Nord überragt und schon von weitem zu sehen ist. Das Stahlregal steht nicht im Gebäude – es bildet das Tragwerk. Dach und Wände sind direkt mit der Regalkonstruktion verschraubt. Vorteil dieser Silobauweise: GEALAN kann fast den kompletten Gebäude-Nettoinhalt als Lagerfläche nutzen, weil kein Raum für Betonstützen oder Dachbinder verlorengeht. Im Hochregal selbst arbeiten keine Menschen; zwei imposante Regalbediengeräte fahren mit hoher Geschwindigkeit auf Schienen durch die Regalgasse. Sie holen Profilcontainer aus den Regalfächern und befördern sie zu vier Kommissionier-Stationen. Hat der Kommissionierer Profile entnommen, lagern die Bediengeräte die Container wieder ein. Leere Container schleust ein drittes, kleineres Regalbediengerät (RBG light) aus dem Hochregal, Nachschub kommt per Stapler zum Einschleusen. Das Fertigteil-Stahlbetonskelett der Kommissionier-Halle erreicht eine Spannweite von über zwanzig Metern – sonst könnte das RBG light hier nicht fahren.
Die Wände beider Gebäude sind mit Stahlblechkassetten verkleidet und stark gedämmt. Das Dach verfügt über eine Dampfsperre. So erfüllt der GEALAN-Neubau in Tanna den Niedrigenergiestandard KfW 40. Eine Pelletheizung stellt eine konstante Temperatur im Hochregallager sicher. In der Kommissionier-Halle erzeugt eine Fußbodenheizung ein angenehmes, zugluftfreies Raumklima für die Beschäftigten. Das Gebäude ist, wie alle neuen GEALAN-Gebäude, für die Installation und den Betrieb einer Photovoltaikanlage vorbereitet. Die Reinigung der Flächen für die Kommissionierung wird ein Roboter übernehmen, der sich nach dem Wischen selbst entleert.
Das neue Hochregallager und der neue Kommissionier-Bereich haben auch angesichts der personellen Entwicklung große Bedeutung, sagt Stephan Siniawa: „Bisher mussten Kommissionierer ins Regal steigen, um Ware zu entnehmen. Sie mussten Zwangshaltungen einnehmen und Profilstangen über Kopf tragen. Für die neuen Kommissionier-Stationen haben Planer und Lageristen die optimale Arbeitshöhe ermittelt und die Stationen danach ausgerichtet. Die Arbeitsplätze mit großen Fensterflächen bieten viel Bewegungsfreiheit und sind mit Anti-Ermüdungsmatten ausgestattet, die längeres Stehen auf dem Industrieboden erleichtern.“ Im neuen Komplex arbeiten Kommissionierer stationär; sie fahren nicht mehr mit Kommissionier-Schleppern, die unbequem über Bodenfugen rumpeln. Sie müssen nicht mehr permanent auf- und absteigen und sind nicht mehr der Zugluft beim Fahren ausgesetzt. Wo kein Verkehr stattfindet, sind Verkehrsunfälle ausgeschlossen. „Ergonomische, stationäre Arbeitsplätze entlasten die Kommissioniererinnen und Kommissionierer. Weil mehr automatisiert ist, muss immer weniger von Hand erledigt werden und wir können mit dem Personal, das uns zur Verfügung steht, weiter wachsen. “
GEALAN hat jetzt viel mehr Lagervolumen in Tanna und kann ein externes Lager auflösen und LKW-Pendelfahrten streichen. Auf dem Betriebsgelände sinkt die Zahl der Staplerbewegungen. Ob Stapler mit Elektroantrieb den Containertransport übernehmen können, prüft GEALAN gerade. Um Folienabfall zu vermeiden, befasst sich GEALAN mit Containerabdeckungen, die mehrfach verwendet werden können. Als Mitglied im Kunststofffensterprofil-Verband EPPA beteiligt sich GEALAN an einem Mehrwegtransportsystem, das Profilcontainer zurückführt – das Audit dafür ist bereits bestanden. Michael Steiniger: „Wenn Metallcontainer schnell zu uns zurückkommen, können wir auf Holzkisten verzichten. Holzboxen sind ein teures Einwegtransportmittel, Container halten mindestens zehn Jahre.“ Das Containermanagement soll insgesamt transparenter und digital werden: GEALAN entwickelt derzeit eine Container-App – mit ihr können Kunden ihren Bestand verwalten und Rückgaben von Behältern unkompliziert anmelden, mit wenigen Klicks.
Wahrscheinlich rollen in Tanna bald unbemannte Stapler automatisch oder von Tele-Operatoren aus der Ferne gesteuert durchs Lager. Denkbar, dass sich der Operator zwischendurch auf Stapler in Kroatien, Litauen, Polen oder Rumänien einloggt. Das Straßenbild wird sich verändern: LKW werden mit Hilfe von Platooning als elektronisch gekoppelte Konvois unterwegs sein, das Fahren wird autonom, LKW werden über Oberleitung angetrieben – all das ist schon in der Erprobungsphase. Und die klassische Spedition dürfte ein Auslaufmodell sein: Fracht-Plattformen werden online Daten und Warenströme globaler bündeln und Leerfahrten noch gezielter vermeiden. Die Logistik wird ein Spannungsfeld bleiben. In Tanna ist die Logistik, nicht nur wegen des erfolgreich abgeschlossenen Millionenprojekts Hochregallager, sehr gut aufgestellt.
Marc Schenk
07.11.2023
Das Gefühl, Fernweh zu haben, kennt Vera Lahme. „Ich erinnere mich, dass ich als Jugendliche meine Oma vom Flughafen abgeholt habe – und plötzlich das dringende Bedürfnis hatte, in irgendeinen Flieger zu springen, um in die weite Welt zu reisen, irgendwohin, wo ich noch nie war. Warum ich den Impuls hatte, weiß ich nicht, aber ich denke, dieses Grundgefühl hat mich immer angetrieben und mein Leben mitbestimmt.“ Vera Lahmes Biografie, die auf drei Kontinenten spielt, hat sie geprägt, global zu denken. Ihr Weg verbindet verschiedene Welten: die Geborgenheit einer Kindheit im Westdeutschland der 80er Jahre, die Herausforderung, sich als Schülerin im US-amerikanischen Süden in einer fremden Sprache und in einer anderen Kultur zurechtzufinden, als Erwachsene der Aufbruch ins tropische, multikulturelle Singapur, dann der Wechsel in die Metropole London, das Herz Großbritanniens – Vera Lahme trägt viele verschiedene sprachliche, kulturelle, berufliche Erfahrungen in sich. Diesen Reichtum im Gepäck, setzt sie sich nun für GEALAN ein: Als Head of Sustainability plant sie, wo GEALAN in Sachen Nachhaltigkeit hinwill. Um Umweltthemen allein geht es dabei längst nicht mehr. Nachhaltigkeit verlangt heute einen weiten Blick.
Alessandro Brignach vor seinem Elternhaus in Bozen. Der 51-Jährige liebt den Wind, dem er am liebsten mit dem Camper hinterherreist, an Orte, an denen er mit seinem Kite übers Wasser fliegen kann. Mit dem E-Bike erkundet Brignach die Berge um seinen Wohnort Brixen, früher fuhr er Downhill – zu extrem und gefährlich, sagt er heute. „Aber Sport war mir immer wichtig, um Stress abzubauen.“
Drohnenaufnahme: Ronny Müller sieht die Dinge gerne von oben, denkt in großen Zusammenhängen, behält den Überblick. Als Leiter des Demand Managements konstruiert er GEALANs IT-Architektur mit, treibt die Digitalisierung voran und ist ständig auf der Suche nach der noch besseren IT-Lösung.
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