Enge Bindung

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Die Krawatte schlingt sich seit Jahrhunderten um Männer- und Frauenhälse. Sie ist Mode-Accessoire und Stilikone mit einem eigenen Feiertag, dem Weltkrawattentag: Am 18. Oktober reiten die Ehrengardisten des Krawattenregiments durch Zagreb und schmücken Statuen mit Krawatten. Ihre Botschaft: Die Krawatte ist eine Kroatin. Im 17. Jahrhundert soll Frankreichs König Ludwig XIV. Gefallen an den Halstüchern gefunden haben, die kroatische Söldner „à la manière croate“, nach kroatischer Art, geknotet hatten. Der Sonnenkönig führte das Uniformdetail in die Pariser Gesellschaft ein. In der Oktogon-Passage im Zentrum Zagrebs befindet sich das Stammhaus von Croata, einem Spezialgeschäft für Krawatten und Schals. Dort hat GEANOVA Klaudija Čota und Robert Križanović getroffen. Achtzehn gemeinsame Jahre bei GEALAN Kroatien verbinden sie wie ein straffer Krawattenknoten.

Klaudija Čotas Eltern stammen aus Dalmatien, das sie nur aus dem Urlaub kennt. Sie wird 1974 in Stuttgart geboren, wächst dort auf und macht das Abitur. Als sie 1994 für ihr Wirtschaftsstudium nach Zagreb zieht, herrscht in Kroatien Krieg. „Es gab noch Bombenalarm und Raketenangriffe, aber im Land keimte eine gewisse Aufbruchstimmung, das fand ich spannend.“

Robert KrižanovićAuch Robert Križanović zieht 1994 nach Zagreb, aus seiner Heimatstadt Konjic in Herzegowina. Er setzt sein Maschinenbaustudium fort, das er 1990 in Sarajevo begonnen und wegen des Krieges für zwei Jahre unterbrochen hat. An der Universität lernt er Ivica Maurović kennen – beide finden nach dem Studium Jobs in der Kunststofffensterbranche. 2002 macht sich Maurović selbständig, übernimmt für GEALAN den Außendienst in Kroatien und holt Križanović ins Boot, der Technisches mit den Kunden abstimmen, Werkzeuge installieren und Schulungen durchführen soll. „Ich fragte: Denkst du, ich kann das? Ivicas Antwort war: Ja, du kannst das. Wir waren immer on the road – er hat verkauft, ich habe mich um die Ausstattung der Kunden gekümmert. Ab und zu trafen wir uns in unserem ‚Hauptquartier‘, dem Café Carolina an einer Ausfallstraße Zagrebs, tauschten Informationen und Dokumente aus und diskutierten über den Markt.“

22_Kroatien_02.jpgKlaudija Čota schließt 1999 ihr Studium ab, arbeitet zuerst bei einem Weinhändler und baut dann die Buchhaltung der kroatischen Kaufland-Supermärkte mit auf. Im Frühling 2004 machen sie Freundinnen auf eine Stellenausschreibung für die kaufmännische Leitung von GEALAN in Kroatien aufmerksam. Sie bewirbt sich, wird eingeladen und bekommt ein Ticket für einen Flug nach Nürnberg, wo gerade die Messe FENSTERBAU FRONTALE stattfindet. „Ich wusste nicht, was ein Fensterprofil ist und hätte nie gedacht, dass das Innere eines Fensters so komplex aussieht.“ Noch auf der Messe unterschreibt Klaudija Čota einen Anstellungsvertrag und lernt kroatische Kunden kennen.

Tatsächlich ist ihre Position der letzte Mosaikstein, der Ivica Maurović fehlt, um seinen Plan zu verwirklichen: „Er hatte verstanden, dass der kroatische Kunststofffenstermarkt, der sich gerade erst entwickelte, großes Potenzial hatte“, sagt Robert Križanović. „GEALAN sollte mit einer Tochtergesellschaft vor Ort sein, um ernst genommen zu werden.“ Mit Statistiken und Planzahlen überzeugt Maurović die Zentrale in Deutschland, die aber, so Križanović, eine Bedingung stellt: „Wir mussten jemanden für die Finanzen und die Buchhaltung finden. Jemanden, der gut ausgebildet ist, Erfahrung hat und fließend Deutsch spricht. Das war eine Herausforderung.“

Gründungszeit – Nachkriegszeit – wilde Zeit: Am 1. Juli 2004 nimmt die GEALAN d.o.o. ihren Betrieb auf. „Die ersten Wochen waren chaotisch“, erinnert sich Klaudija Čota. „Wir waren sieben Leute, hatten aber noch keine Büromöbel; vom Coffeeshop auf der anderen Straßenseite haben wir uns zwei Stühle geliehen. Einmal kam Ivica und sagte, er habe einem LKW-Fahrer Werkzeuge für einen Kunden in Mazedonien mitgegeben. Ich fragte ihn nach Exportpapieren und er sah mich mit großen Augen an.“ Robert Križanović räumt ein: „Wir wussten viel über Fensterprofile, aber wir wussten noch nicht, wie man einen Betrieb führt: Schritt für Schritt sind wir professioneller geworden und haben immer mehr Leute eingestellt.“

Bei der Hausmesse eines Maschinenproduzenten erlebt Križanović hautnah, wie der Wettbewerb GEALANs Chancen auf dem neuen Markt einschätzt. „Niemand kannte mich, ich habe mir alle Geschichten angehört. Man war sich einig, dass von GEALAN keine Gefahr ausgeht, niemand kenne diese Profile. Nur einer mahnte zur Vorsicht, denn bei GEALAN seien kluge Leute.“ Sie wählen Innovation als Strategie und setzen auf S 8000, ein ganz neues Profilsystem mit herausragender Wärmedämmung. GEALAN gewinnt neue Kunden und wächst. „Zuvor waren die anderen erfolgreich und sie haben nicht damit gerechnet, dass Kunden zu uns wechseln würden. Wir waren hungrig und wir hatten überzeugende Produkte.“ 2006 unterschreibt der erste Großkunde, 2008, nur vier Jahre nach der Gründung, ist das junge Unternehmen Profillieferant Nummer 1 in Kroatien. Das Jahr 2009 ist Höhe- und Wendepunkt zugleich: Der Umsatz erreicht fast 15 Millionen Euro, gegenüber 2 Millionen Euro 2004 – und Ivica Maurović wechselt nach Deutschland ins GEALAN-Management. In Kroatien bekommt Klaudija Čota Prokura und Robert Križanović, mittlerweile Logistikleiter, wird Geschäftsführer. „Wie am Beginn unserer Zusammenarbeit habe ich Ivica gefragt: Denkst du, ich kann das? Und noch einmal antwortete er: Ja, du kannst das. Klaudija und du – ihr bekommt das hin.“

Krisenzeit – für die Weltwirtschaft, für den Fensterbau, für GEALAN. Und wieder ist Innovation der Weg. Der Weg aus der Krise, zurück in die Erfolgsspur. 2012 führt GEALAN das System S 9000 ein. Robert Križanović: „Unsere Muttergesellschaft ist sehr innovativ, S 9000 kam zur richtigen Zeit. Immer wieder haben uns Innovationen aus schwierigen Situationen geholfen. GEALAN-acrylcolor®, das STV®-Band, GEALAN-KUBUS®, GEALAN-SMOOVIO®, GEALAN-LINEAR® – unsere Kunden entwickeln sich mit unseren Innovationen weiter und sie erwarten immer wieder etwas Neues.“ Regelmäßige internationale Treffen mit Führungskräften aus der GEALAN-Gruppe sind Čota und Križanović wichtig. Sie schätzen die offene Kommunikation in einem Team mit niedrigem Altersschnitt, in dem alle an einem Strang ziehen. „Jeder kennt die Zahlen und Margen der anderen. Jeder interessiert sich für die Belange der anderen, bringt sich in Diskussionen und Planungen ein“, sagt Klaudija Čota. „GEALAN weiß, dass nicht jedes Land gleich ist. Strategien werden gemeinsam erarbeitet und nicht von einer Zentrale diktiert. Wir wissen, dass wir immer Unterstützung bekommen, das motiviert uns und unsere Kolleginnen und Kollegen.“

35 Menschen arbeiten am Standort Zagreb, etwa zwanzig Kilometer nordöstlich der Altstadt. 2022 hat GEALAN d.o.o. die Modernisierung des dreistöckigen Bürogebäudes abgeschlossen und seine Lagerkapazität verdoppelt: Durch einen Hallenneubau und die Umgestaltung des Außengeländes stehen 2500 Quadratmeter überdachte und über 5000 Quadratmeter Freifläche zur Verfügung. Die Kommissionierung findet nun ausschließlich drinnen statt, draußen wurde die Verkehrsführung optimiert und ein LKW-Wartebereich geschaffen. Ein weiterer Meilenstein ist 2022 die Übernahme des langjährigen Handelspartners in Serbien inklusive Gründung der Tochtergesellschaft GEALAN RS d.o.o. In Bosnien und Herzegowina besteht eine Verkaufsrepräsentanz. GEALAN beliefert aus Zagreb alle ehemaligen jugoslawischen Staaten und Albanien.

Würde Robert Križanović heute wieder an einer Hausmesse einer Maschinenfabrik teilnehmen, wäre er dort kein Nobody mehr und man würde wohl ganz anders über GEALAN sprechen: „Wir sind in Kroatien als starke Kunststoffprofilmarke anerkannt, genießen ein gutes Image und hohe Bekanntheit, auch bei Endkunden, die uns anrufen und fragen, wo man GEALAN-Fenster kaufen kann. Jetzt investieren wir ins Marketing in Bosnien-Herzegowina und Serbien.“ Der kroatische Fensterbau hat sich gut entwickelt. GEALAN definiert das weitere Wachstum seiner Kunden als wichtigstes Ziel. Um das Potenzial auszuschöpfen, soll die Verbindung zu Endkunden gestärkt und die Zusammenarbeit mit Architekten, Bauträ- gern und Investoren intensiviert werden. Als erster Systemgeber in seinem Markt hat GEALAN d.o.o. einen Mitarbeiter für den Bautechnischen Dienst angestellt, als direkten Ansprechpartner für Planer.

Dass wieder einmal herausfordernde Jahre vor ihnen und der Branche liegen, wissen Čota und Križanović. Sie wissen aber auch um die Kraft ihrer engen Bindung. Sie haben – à la manière croate – über achtzehn Jahre ein Vertrauensverhältnis geknüpft, fest wie ein sorgfältig gebundener Krawattenknoten. „Wir arbeiten nicht nur zusammen, wir können uns aufeinander verlassen. Wir mussten oft kämpfen und haben immer Lösungen gefunden.“ Deshalb glaubt Robert Križanović an eine positive GEALAN-Zukunft. „Es ist wirklich schön, Kollegen zu haben, die wie Freunde sind“, sagt Klaudija Čota und verrät ihren Traum für eine ferne Zukunft: „…dass wir in Kroatien GEALAN-Profile produzieren.“

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Götz Gemeinhardt

23.11.2022

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