Ragn-Sells-Projektleiter Alar Saluste (links) mit Wissenschaftlern seines Forschungs-Netzwerkes in Estland
GEALAN ist auf dem Weg, CO2-reduziertes Rohmaterial für Kunststoffprofile zu entwickeln. Dazu dient Kreide, die aus estnischer Ölschiefer-Asche gewonnen wird. Die Qualität der Rohstoffmischung bleibt auch mit dem Kreideersatz erhalten.
Ganz im Sinne einer Kreislaufwirtschaft sollen große Teile eines neuen Fensters idealerweise aus recyceltem Material bestehen. Um Fensterprofile noch nachhaltiger zu machen, geht GEALAN nun einen neuen Weg: Gemeinsam mit dem Entwicklungspartner Ragn-Sells aus Estland steht das Ziel, den Anteil von CO2-reduziertem Rohmaterial zu erhöhen. Würde bedeuten: Die Emissionen für das Fenster sinken weiter und GEALAN wird unabhängiger von primären Rohstoffen. Idealerweise bestehen GEALAN-Profile künftig aus einer Kombination aus Recyclingmaterial und CO2-optimierten PVC-Rezepturen.
Ein Bestandteil der PVC-Profile ist Kreide (Kalziumkarbonat). In Kooperation mit Ragn-Sells forscht GEALAN an einem Ersatzstoff - und ist fündig geworden: Die Kreide soll künftig aus der Asche von Ölschiefer gewonnen werden. Großer Vorteil: Diese bindet und speichert CO2 aus der Industrie und später der Atmosphäre - und hat somit im positiven Sinne eine negative CO2-Bilanz. Die Kreide aus Ölschiefer-Asche soll so produziert werden, dass sie künftig die gleiche Qualität wie der aktuell verwendete Rohstoff aufweist – und gleichzeitig Emissionen spart.
Die Ausgangssituation: GEALAN braucht rund 10.000 Tonnen Kreide für die Herstellung von 100.000 Tonnen Kunststoff-Profilen. Normale Kreide ist ein Mineral und hat somit einen geringen Wert an CO2, ist aber durch den Herstellungsprozess nicht neutral und basiert auf einem primären Rohstoff. Durch den Einsatz der recycelten Ölschiefer-Asche in Kombination mit nachhaltigerer Produktion gelingt ein klima-optimiertes Produkt.
Zur Einordnung: Pro Tonne Kalziumkarbonat, die bislang eingesetzt wurde und die man durch synthetische Kreide ersetzt, spart man im Produktionsprozess etwa eine Tonne CO2!
Aktuell sind insgesamt rund 600 Millionen Tonnen dieser Ölschiefer-Asche verfügbar - in Estland ein Abfallprodukt aus der Ölschiefer-Verbrennung zur Energiegewinnung. Mit diesem Additiv wird kein zusätzliches CO2 produziert, im Gegenteil: Man verwertet das industrielle CO2 und nutzt GEALAN-Produkte sozusagen als CO2-Speicher.
Die großen Herausforderungen: Die Asche bringt zum einen Unreinheiten mit sich. Zum anderen müssen die Partikel der synthetischen Kreide genau die richtige Größe haben, um sich perfekt in die Kunststoffmischung einzupassen und so eine hohe Qualität für belastbare, langlebige Profile zu gewährleisten.
GEALAN ist im gesamten Prozess bis hin zu einer möglichen Marktreife – also von der Konzeption, über die Entwicklung, den Aufbau bis hin zur Industrialisierung – Kooperationspartner von Ragn-Sells. Das Unternehmen hat es sich zur Aufgabe gemacht, aus Abfall wieder neue Rohstoffe herzustellen. Konkret plant Ragn-Sells in diesem Fall, CO2-negative Kreide auf industriellem Niveau herzustellen. Ein erster Kontakt zwischen GEALAN und dem estnischen Unternehmen entstand bereits 2019/2020.
Nach einer ersten Laborphase ist die so genannte Pilotphase des Entwicklungsprozesses angelaufen: Hier muss die Asche behandelt und aufgelöst werden, sodass aus ihr die synthetische Kreide entsteht. In ersten Tests wurden Mengen von rund 100kg hergenommen. Parallel dazu geht es in Zusammenarbeit mit der FH Münster im Labor weiter. Am Ende soll eine Rezeptur stehen, die sich als die qualitativ beste erweist.
Wenn das erreicht ist, kauft GEALAN größere Mengen der aus Asche produzierten Kreide und entwickelt mit Ragn-Sells weiter, bis die beste Rohstoffmischung steht. Mit der werden danach auf Demo-Anlagen erste Prototypen mit neuer Rezeptur entwickelt. Diese Prototypen benötigt man, um zu testen, wie etwa die mechanischen Eigenschaften, die Thermostabilität, die Farbeigenschaften, vor allem aber auch die Bewitterungseigenschaften der neuen Profile mit synthetischer Kreide sind. Eine solche Demo-Anlage dient zur Entwicklung der Produktionsanlage und für kleine industrielle Mengen. Später werden hier viel größere Anlagen zum Einsatz kommen. Zuletzt geht es, wenn alles abgestimmt ist, mit der synthetischen Kreide in die Produktion.
Marc Schenk
22.09.2023
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Drohnenaufnahme: Ronny Müller sieht die Dinge gerne von oben, denkt in großen Zusammenhängen, behält den Überblick. Als Leiter des Demand Managements konstruiert er GEALANs IT-Architektur mit, treibt die Digitalisierung voran und ist ständig auf der Suche nach der noch besseren IT-Lösung.
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